Churermodell: Neuer Schwung für die Boni-Grundschüler

Klassenlehrerin Catherina Crerar, hier im Bild zu sehen, unterrichtet mit großem Engagement und viel Herz nach dem Churermodell, u.a. ihre Drittklässler Lennox und Sandra Victorija, auch auf dem Bild zu sehen.

In der Klasse 3a der Katholischen Bonifatiusschule weht seit den Sommerferien ein frischer pädagogischer Wind. Lehrerin Catherina Crerar, seit ihrem Referendariat 2006 festes Mitglied des „Boni“-Teams, hat sich mit großem Engagement das sogenannte Churermodell angeeignet – und unterrichtet seitdem ihre Drittklässler mit sichtbarer Begeisterung nach diesem innovativen Konzept.

„Ich mag dieses offene Prinzip“, sagt sie und blickt zufrieden auf die neugestaltete Lernlandschaft im ersten Stock des Schulgebäudes: Keine festen Tischreihen mehr, stattdessen flexible Arbeitsplätze, viel Platz zum Bewegen und ein klar strukturierter Raum mit Sitzkreis, Lerntheke, Korrekturbüro und Whiteboard – inklusive einem Nebenraum für den Rückzug.

Bereits seit der ersten Klasse begleitet die Lehrerin Lenox, Lara, Mia, Roman und ihre Klassenkameraden, doch die Veränderungen seit Einführung des Modells im letzten Sommer sind spürbar. „Die Kinder sind viel selbstständiger geworden, organisieren sich eigenverantwortlich, suchen sich Arbeitsblätter, wählen ihren Sitzplatz oder auch Stehplatz – manchmal sogar auf dem Boden oder draußen vor der Tür“, so Crerar. Besonders schätzt sie das gestiegene Verantwortungsgefühl der Kinder: „Ich spüre eine große und weiterhin wachsende Eigenverantwortung.“

Jeden Morgen beginnen Sesehang, Alessia, Lucas und ihre Freunde mit einem kleinen Frühstück, bevor sie anhand des Tagesplans ihre Lernmaterialien in blaue Körbchen sortieren. Das sorgt für Struktur und Übersicht. Anschließend erklärt die Pädagogin in einem zehnminütigen Impulskreis, welche Tagesthemen anstehen und welche Lernerfolge angestrebt werden. Gearbeitet wird nach einem festen Stundenplan – mit allem, was dazugehört. Catherina Crerar unterrichtet die Klasse in Deutsch und Englisch, doch der Fokus liegt nicht mehr durchgehend auf ihr. Stattdessen begleitet die zweifache Mutter die Drittklässler individuell, berät bei Fragen – und hat dafür ein kluges System entwickelt: Wer Unterstützung braucht, klemmt seine Namensklammer ans „Frageband“ und kann in der Zwischenzeit weiterarbeiten. „So bleiben die Kinder im Arbeitsfluss – und das ist ein echter Gewinn“, resümiert die Klassenlehrerin.

Heute steht das Üben des Perfekts auf dem Plan – die Sprechvergangenheit. Die Kinder dürfen selbst entscheiden, welche Übung zu ihrem Lernstand passt. Die Lehrkraft hat die Aufgabenblätter nach Schwierigkeitsgraden sortiert – grau für Grundlegendes, rot für Fortgeschrittene. Wer sich zutraut, Präsens, Präteritum und Perfekt zu kombinieren, darf sich an die schwierigen gemischten Aufgaben wagen.

Nicole und Lucas sind unsicher, was sie nehmen sollen. „Ihr dürft euch frei entscheiden“, bekräftigt Crerar, „nehmt, was ihr euch zutraut.“ Zwanzig Minuten später geht’s zur ersten Selbstkontrolle ins „Korrekturbüro“, einem Seitenschrank, auf dem die Lösungen von den Kindern selbst eingesehen werden können. Zum Grammatik-Würfelspiel im Nebenraum darf sich begeben, wer die Pflichtaufgaben erledigt hat.

Der Unterricht ist lebendig: Die Kinder arbeiten konzentriert an ihren Aufgaben, tauschen sich in Kleingruppen über ihre Ergebnisse aus, singen, klatschen und springen beim „Perfekt-Lied“ und würfeln mit Begeisterung „schwache und starke Verben“. Bewegung und Lernen gehen hier an der Boni Hand in Hand. Und immer wieder gibt’s Raum für Reflexion. „Was ist Euch schwerer gefallen – und wo fühlt ihr euch schon als Experten?“, hakt Crerar in der Abschlussrunde nach. Die Kinder schätzen sich selbst ein. Manche strahlen. Alle scheinen zufrieden, aber keineswegs überheblich. Stolz zeigen sie ihre erledigten Arbeitsblätter. Bei manchen sind es drei und sogar mehr. „Toll“, lobt Crerar, „darauf könnt ihr wirklich stolz sein“. Einige brauchen noch etwas Unterstützung. Die Klassenlehrerin hat auch sie gut im Blick. Ermuntert, gibt Anregungen.

Dass Unterrichtsvorbereitung nach dem Churermodell viel Vorbereitung braucht – keine Frage. Drei Niveaustufen, strukturierte Abläufe, abwechslungsreiche pädagogische Impulse und differenzierte Materialien sind eine echte Herausforderung. Doch Crerar findet: „Das Churermodell macht mir die Arbeit letztlich sogar etwas leichter. Denn ich kann in ruhigerer Atmosphäre gezielter helfen und fördern.“

Einige Lehrkräfte haben sich im Bonifatius-Kollegium ebenfalls auf den Weg gemacht, manche sind noch skeptisch. Der Rückhalt von Schulleiterin Bianca Neugebauer aber ist der Klassenlehrerin sicher. Und: die Kinder danken es ihr. „Ich find´s cool, weil es viel entspannter ist“, sagt Alessia. Für Viktorija hat der Erfolg vor allem einen Namen: Crerar. „Sie ist einfach sehr, sehr nett und nimmt sich viel Zeit“, bringt es die Achtjährige auf den Punkt.

Und so ist aus dem Klassenzimmer der 3a in nur einem halben Jahr ein Lernraum geworden, in dem Vertrauen, Freiheit und Eigenverantwortung großgeschrieben werden – ganz im Sinne des Churermodells: „Ich traue meinen Schülerinnen und Schülern etwas zu.“

Foto (Christof Haake): Klassenlehrerin Catherina Crerar unterrichtet mit großem Engagement und viel Herz nach dem Churermodell, u.a. ihre Drittklässler Lennox und Sandra Victorija.