Neues Rahmenkonzept für sexuelle Bildung an katholischen Schulen

Setzten das neue Rahmenkonzept für Sexuelle Bildung an den katholischen Schulen im Erzbistum Hamburg in Kraft (vlnr): Schulabteilungsleiter Dr. Christopher Haep, Religionspädagogik-Referatsleiterin Friederike Mizdalski, Referentin und Sexualpädagogin Ann-Kathrin Kahle sowie Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler SAC

Mit einem neuen Rahmenkonzept für sexuelle Bildung an den katholischen Schulen setzt das Erzbistum Hamburg ein klares Zeichen für eine zeitgemäße, werteorientierte und wissenschaftlich fundierte Sexualpädagogik. Bei der Vorstellung und Inkraftsetzung des Rahmenleitbildes in der Sankt-Ansgar-Schule betonte Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler die notwendige Weiterentwicklung der Einstellung der Katholischen Kirche zur Sexualität. „Dieses Leitbild ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung von Haltung, zur Herstellung von Gerechtigkeit an unseren Schulen und zur Stärkung der Lehrkräfte und aller pädagogisch Mitarbeitenden“, betonte Geißler. Das Rahmenkonzept stelle keine neue Theologie vor. „Wir treten ein für eine beziehungsethisch begründete Sicht auf Liebe, Partnerschaft, Ehe, Familie und Sexualität. Wir treten ein für die Akzeptanz von Vielfalt hinsichtlich sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identität. Und wir treten ein für eine lebensbejahende und in diesem Sinne positiv besetzte Sichtweise auf Sexualität“, erläuterte Hamburgs Generalvikar.

Das Rahmenkonzept verstehe sich als pädagogische Grundlage, die es jeder Schule ermögliche, ein eigenes schulinternes Curriculum zu entwickeln, erklärte Dr. Christopher Haep, Leiter der Abteilung Schule und Hochschule. „Wir wollen, dass katholische Schulen sichere Orte sind, an denen Sexualität nicht tabuisiert, sondern in ihrer Vielschichtigkeit und Würde anerkannt wird“, so Haep. Das Rahmenleitbild fördere die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler und stärke zugleich die gesamte Schulgemeinschaft im Umgang mit Vielfalt. „Sichtweisen und Wertesysteme haben sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert – und insofern müssen auch wir zeitgemäße Antworten auf die Fragen der Kinder und Jugendlichen geben können“, so Haep.

Die auf der Grundlage des neuen Rahmenleitbildes zu entwickelnden Schulkonzepte sollen ab dem Schuljahr 2026/2027 an allen 15 katholischen Schulstandorten in Hamburg umgesetzt und regelmäßig evaluiert werden, um die Wirkung des Rahmenkonzepts zu sichern und weiterzuentwickeln.

Das Rahmenkonzept definiert zentrale Prinzipien, die die sexuelle Bildung an katholischen Schulen leiten sollen:

  • Gleichstellung und Vielfalt:
    Die Anerkennung unterschiedlicher Identitäten und sexueller Orientierungen wird aktiv gefördert. Diskriminierung und Tabuisierung werden bewusst abgebaut. Schulen sensibilisieren für Benachteiligungen, reflektieren Vorurteile und fördern einen respektvollen Umgang miteinander.
  • Ganzheitliche Sexualpädagogik:
    Sexualität wird als positiver Teil des Menschen betrachtet und in all ihren Dimensionen wie Identität, Beziehung und Verantwortung thematisiert. Sexuelle Bildung richtet sich an Menschen aller Lebensalter und bezieht selbstverständlich und kontinuierlich die Erziehungsberechtigten mit ein. Die Themen werden altersgerecht, kultursensibel, entwicklungsbegleitend, geschlechtersensibel, bedürfnisorientiert und interaktiv vermittelt.
  • Förderung der Beziehungskompetenz:
    Wertschätzung, Achtsamkeit und Gleichberechtigung in Beziehungen stehen im Fokus, um einen verantwortungsvollen Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen sowie die Gestaltung von respektvollen Beziehungen zu unterstützen.
  • Wissenschaftliche Fundierung und christliches Menschenbild:
    Die Vermittlung von Wissen basiert auf humanwissenschaftlichen Erkenntnissen, verknüpft mit dem evangeliumsgemäßen Blick auf jede Einzelne und jeden Einzelnen.
  • Prävention und Schutz:
    Schulen werden zu Orten der Prävention und Intervention, um (sexualisierte) Gewalt zu verhindern und Betroffene zu schützen. Junge Menschen werden gestärkt, ihre Identität zu entfalten, Grenzen zu setzen und sich vor Übergriffen zu schützen.
  • Kritische Urteilsfähigkeit: Die Auseinandersetzung mit Positionen der Kirche, der Theologie und den Humanwissenschaften fördert reflektierte, eigenständige Entscheidungen junger Menschen.
  • Das Konzept ergänzt die vorhandenen Kinderschutzkonzepte an den Katholischen Schulen und betont die Verantwortung der gesamten Schulgemeinschaft – von Lehrkräften über Eltern bis hin zu Schülerinnen und Schülern.

 

„Fortbildungsangebote und externe Expertisen werden die Schulen bei der Umsetzung unterstützen“, verspricht Friederike Mizdalski, Referatsleiterin Religionspädagogik an Schulen. Sie ist dankbar, dass von Beginn an Lehrkräfte und Schulleitungen der Katholischen Schulen die inhaltliche Gestaltung mit großer Überzeugung mitgetragen haben und die ersten Entwürfe in einem weitreichenden Prozess durch Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachbereiche intensiv begleitet wurden. „Mit diesem Konzept positioniert sich das Erzbistum Hamburg als Vorreiter für eine zukunftsweisende Sexualpädagogik, die christliche Werte mit Offenheit und Respekt verbindet“, erklärte Haep.

INFO-LINK KSEH_Rahmenkonzept_Sexuelle_Bildung.pdf

Foto: Setzten das neue Rahmenkonzept für Sexuelle Bildung an den katholischen Schulen im Erzbistum Hamburg in Kraft (vlnr): Schulabteilungsleiter Dr. Christopher Haep, Religionspädagogik-Referatsleiterin Friederike Mizdalski, Referentin und Sexualpädagogin Ann-Kathrin Kahle sowie Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler SAC