Toter Winkel auf dem Pausenhof: Farmsener Grundschüler erklimmen 40-Tonner
Ein 40-Tonner auf dem Schulhof? An der Katholischen Schule Farmsen war das kein Verkehrsverstoß, sondern praxisnaher Unterricht mit Weitblick – im wahrsten Sinne des Wortes. Die drei vierten Klassen der Grundschule am Rahlstedter Weg nahmen jetzt an einem besonderen Verkehrssicherheitstraining teil, das ihnen eindrucksvoll vor Augen führte, wie gefährlich tote Winkel an LKWs sein können. Zwei imposante vier Meter hohe LKW-Fahrerhäuser der Hamburger Logistikunternehmen Garbe Transport GmbH und Dachser standen bereit, um den Kindern eine Perspektive zu zeigen, die sie bislang nicht kannten: die des LKW-Fahrers. „Wir sollen die toten Winkel kennenlernen“, erklärte Viertklässler Luis. Nach erfolgreich abgelegter Fahrradprüfung war das heutige Training die perfekte Ergänzung für ihn und seine Klassenkameraden. „Einige sind durchgefallen, weil sie ihre Spur nicht gehalten haben … und kein Handzeichen gaben“, merkte Emilie selbstkritisch an. Fehler, die im Straßenverkehr zu schlimmen Unfällen führen können.
Kraftverkehrsmeister Fabio May, selbst langjähriger Fernfahrer und heute in der Logistikbranche tätig, brachte die Kernbotschaft gleich auf den Punkt: „Der tote Winkel ist der Bereich, in dem Euch der LKW-Fahrer nicht sieht.“ Gemeinsam mit den Kindern steckte er die vier gefährlichen Zonen – vorne, hinten, links und rechts – mit rot-weißem Flatterband und Pylonen ab. Besonders eindrucksvoll wurde es für Emmi und ihre Mitschüler, als sie selbst auf dem Fahrersitz Platz nehmen durften – drei Meter über dem Schulhof. Ihre Freunde Charlotte, Victor und Mattis und andere positionierten sich währenddessen in den toten Winkeln. Emmi blickte prüfend in die Spiegel und bestätigte auf Nachfrage: „Ich sehe nichts.“ Dabei standen ihre Freunde nur wenige Meter entfernt – aber eben unsichtbar.
„Genau darum geht es“, betonte Fabio May. „Nur wenn man die Perspektive wechselt, versteht man die Gefahr.“ Die Reaktion der Schüler? Eindeutig: beeindruckt. „Ich werde jetzt immer zweimal gucken – und lieber auf Nummer sicher gehen“, sagte Victor beim Abschied.
Ein Schulvormittag mit bleibendem Eindruck, der im kommenden Jahr eine Wiederholung für die derzeitigen dritten Klassen finden soll. Damit auch sie im Straßenverkehr eine Perspektive mehr einnehmen.