Feinkost, Podcast und Speed Building an der Boni
Konzentriert überprüfen die Neunt- und Zehntklässler der Katholischen Bonifatiusschule ihre Stichwortzettel und wagen einen letzten Blick auf das Notebook– dann geht es los mit der Präsentation ihrer Geschäftsideen. Aufmerksam verfolgen vier erfahrene Unternehmer der Region in der Pausenhalle der Schule die Ausführungen der Jugendlichen, loben kreative Ansätze, fragen kritisch nach und schlagen sinnvolle Erweiterungen vor.
Dennis (16) hat sich für einen Feinkost-Menüverkauf entschieden, mit dem er vor allem auf die Gruppe der Alleinerziehenden in Wilhelmsburg zielt. „Das entlastet im Alltag und schafft neue zeitliche Freiräume“, ist sich der Zehntklässler sicher. Die Waren will er frisch im Großhandel einkaufen, um so auch die Mehrwertsteuer-Entlastung mitzunehmen. Die Jury-Mitglieder sind beeindruckt. „Du hast eine tolle Präsentation geliefert und Dir viele Gedanken gemacht“, gratuliert Unternehmer Frederic Breiler und ergänzt: „Man spürt richtig, dass das ein Herzensthema für Dich ist“. Mit Blick auf den vorgesehenen Menüpreis von 15 Euro rät der Profi allerdings, nochmals über die genaue Zielgruppe nachzudenken.
Über Marktanalysen, Wettbewerbsplanungen, variable und fixe Kosten sowie Verkaufsprojektionen haben sich auch die weiteren 14 Schüler des Profilkurses Wirtschaft Gedanken gemacht. Seit Schuljahresbeginn beschäftigten sich die Jugendlichen jahrgangsübergreifend mit wirtschaftlichen Zusammenhängen und Strategien zur Unternehmensgründung. In einem kreativen Prozess erarbeiteten sie gemeinsam mit Schulleiterin Binaca Neugebauer und Kursleiter Dennis Pfeifer schließlich eigene Geschäftsideen für Produkte oder Dienstleistungen, die zu ihren Fähigkeiten und Hobbies passen.
Die Abschlusspräsentationen vor der mit Frederic Breiler (Breiler Consultin), Hans-Günter Börgmann (Iron Mountain), Carola Aldag (HHLA) und Utz Wilke (Filiago) hochkarätig besetzten Unternehmer-Jury ließen dann doch die Nervosität steigen. „Ich habe es zunächst immer wieder vor meinen Eltern und Freunden präsentiert“, erzählt Phillip (17). Von Mal zu Mal sei er sicherer und überzeugender geworden.
„Und das fühlt sich richtig gut an“, ergänzt Tay, dessen Unternehmen sich „Speed Building“ nennt. Computer nach individuellen Wünschen gut, günstig und vor allem schnell zusammenbauen – das ist das Geschäftsmodell des Zehntklässlers, der sich später vor allem auf Gaming-PCs spezialisieren möchte. Mit einem Komplettpaketpreis von 60 Euro erntet aber auch er kritische Nachfragen der Jury. „Verkauf Dich nicht unter Deinem Wert. Das, was Du kannst, das können nicht viele“, ist sich Unternehmer Utz Wilke sicher, „Leute wie Du sind gefragt. Geh nicht mit Dumping-Preisen auf den Markt!“. Die Rückmeldung wirkt. Tay nimmt die Kritik dankbar an und fühlt sich zugleich in seinem Können bestätigt.
Bestätigt in ihrem Engagement fühlt sich auch Carola Aldag. Die Personalleiterin der Hamburger Hafen- und Logistik AG ist zum ersten Mal beim Ideen-Speed-Dating in der Katholischen Bonifatiusschule dabei. „Es ist einfach spannend zu sehen, welche Ideen Jugendliche entwickeln und was ihre Lebenswelt ausmacht“ so Aldag, die ihren Blick auch auf zukünftige Auszubildende richtet.
Denn: Die Zusammenkunft von Wirtschaft und Schule – das macht dieser Präsentationstag deutlich – ist für beide Seiten ein Gewinn.