Mit der Weltmeisterin im Duell
Die Zwillinge Marlon und Anton (6) lassen sich von den prüfenden Blicken ihrer Trainerin nicht ablenken. Konzentriert und gezielt setzen die Vorschüler der Katholischen Schule Hammer Kirche weiße und schwarze Glaslinsen auf das hölzerne Spielfeld.
Schließlich geht es beim asiatischen Strategiespiel GO darum, möglichst große Flächen eines begrenzten Areals geschickt zu besetzen – und dem Gegner letztlich durch eigene Übermacht eine Niederlage beizubringen.
„Die Kinder haben viel Spaß an Taktik und Logik“, freut sich Trainerin Yoon Youngsun über den Zuspruch der bis zu 20 Vor- und Grundschüler, die das wöchentliche Angebot zum Erlernen des Strategiespiels nutzen.
„Ich selbst habe als Zehnjährige mit GO begonnen“, erzählt Youngsun, um mit einem Lächeln zu ergänzen: „Mit 15 Jahren war ich bereits Profi-Spielerin“. In Südkorea sei GO eine wahre Massenbewegung und von der Bedeutung her durchaus vergleichbar mit dem Fußballsport in Deutschland.
„Ein Viertel aller Koreaner hat sich diesem Spiel verschrieben“, schätzt die 41-jährige. Sogar eigene Fernsehsender stillen den Drang der asiatischen Fans. Ein Kamerateam des koreanischen Fernsehens war erst neulich in Hamm, um ausführlich über die „Nachwuchsarbeit“ der zweifachen Weltmeisterin und dreifachen Gewinnerin des Frauen-Kuksu-Wettbewerbs zu berichten.
Mit dem Nachmittagsangebot in der Katholischen Schule Hammer Kirche, das im vergangenen Sommer startete, versucht Youngsun die Begeisterung für das Strategiespiel nun auch in Deutschland zu entfachen.
Marlon, Anton, Maik und Elisabeth hat sie bereits gewonnen. Mit großem Eifer sind die Vor- und Grundschüler dabei, lernen Eröffnungszüge, lassen sich ohne Widerstände im laufenden Spiel korrigieren und tragen ihre Begeisterung für GO in ihre Elternhäuser.
„Meine Mutter kann das inzwischen auch“, erklärt Zweitklässlerin Elisabeth sichtlich stolz, während sie Hussein gerade fünf schwarze Glasperlen abnimmt. Doch der Erstklässler bleibt gelassen. „Ich kann auch richtig gut Schach spielen“, erzählt Hussein – und setzt zugleich eine weitere Glasperle auf das Brett. Die Lautstärke im Klassenraum ist sehr gedämpft.
Darauf legt die Trainerin und Buchautorin Yoon Youngsun viel wert. Ihr eigener Sohn, der die Vorschule der Katholischen Schule besucht, darf aus diesem Grund diesmal nicht dabei sein. „Der hat letztes Mal zu viel Quatsch gemacht“, erklärt Youngsun bestimmt. Aber ihr Lächeln verrät: Nächstes Mal ist er wieder da. Schließlich solle GO ja auch Spaß machen.