Fotoshooting im Tropengewächshaus
Im tropisch warmen Gewächshaus in Planten un Blomen herrschen an diesem Vormittag „paradiesische Zustände“: Drittklässler der Katholischen Schule Altona posieren zwischen Palmen und Gräsern als Adam und Eva.
Die Grundschüler sind Teil eines außergewöhnlichen stadtweiten Fotoprojektes des Kulturforum21 der katholischen Schulen sowie der Deichtorhallen Hamburg zur Ikonographie und zum kulturellen Gedächtnis. Unter dem Leitwort „Mittagstisch & Abendmahl“ interpretieren mehr als 500 Schüler klassische christliche Motive neu. Ob es nun um den Kuss und Verrat des Judas, den brennenden Dornbusch oder aber die Vertreibung aus dem Paradies geht: Fotograf André Lützen rückt zusammen mit der Hamburger Schauspielerin Ruth Marie Kröger die Vorstellungen der beteiligten Grund- und Stadtteilschüler sowie Gymnasiasten an ganz unterschiedlichen Orten der Hansestadt gekonnt ins Bild.
Die Altonaer Grundschüler haben sich spontan für das – nach biblischer Erzählung – erste Menschenpaar entschieden. „Damit können Kinder viel anfangen und ihre Vorstellungen einbringen“, erklärt Lehrerin Franziska Zoubek, die im Gewächshaus mit großer Ruhe den Überblick über die zu fotografierenden Szenen und die beteiligten Schüler behält.
„Wir haben uns im Unterricht in den vergangenen Wochen viel mit Adam und Eva und dem Paradies beschäftigt, haben ganz viele Bilder angeschaut. Und die Kinder finden ganz schnell eigene Interpretationsansätze“, berichtet Zoubek. Wie auf Knopfdruck bestätigen Teresa, Melina, Romeo und Angel die Aussage ihrer Lehrerin. „Wir durften es so machen, wie wir uns das im Paradies vorstellen“, erzählt Melina. Und die Vorstellungen von einem Ort des Glücks sind so unterschiedlich, wie die Kinder selbst. Für die Grundschüler gehören Sonne und Wasser, Freiheit und Natur, Baumhäuser, Meerjungfrauen und Polarlichter, aber auch Eis und Himbeeren ganz selbstverständlich dazu. „Und ein riesiges Haus mit ganz vielen Zimmern“, ergänzt Teresa und konkretisiert: „Mit einem Spielraum, einem Esszimmer, einem Schlafzimmer und einem Schwimmbad“. Romeo hingegen sehe sein Paradies unter dem Meeresspiegel in einer Unterwasserwelt gelegen, plaudern die Klassenkameradinnen kichernd aus dem Nähkästchen über die Vorstellungen ihres Klassenkameraden.
In Ganzkörperanzügen aus hellem Stoff posieren einige Drittklässler derweil für weitere Motive. Franziska Zoubek verdeutlicht den Sinn der Verkleidung: „Adam und Eva werden in Gemälden oft mit sehr heller Haut dargestellt. Der weiße Stoff soll das symbolisieren.“ Bunte Taschenlampen, die die Kinder zielgerichtet halten, bringen zusätzliche Lichteffekte ins Bild. Die Kunstaktion mit den Schulen läuft noch bis Ende des Jahres. Die zeitgemäßen Interpretationen der Kinder und Jugendlichen sollen anschließend im Frühjahr 2019 als Bilderausstellung in den Deichtorhallen Hamburg sowie an weiteren öffentlich zugänglichen Orten in der Stadt gezeigt werden. Vielleicht dann auch im Tropengewächshaus in Planten und Blomen.