Eine neue Mitte für St. Paulus
Ein großes Kreuz in einer katholischen Schule, das ist nichts Außergewöhnliches. Normalerweise. Das Kreuz, das jetzt in der großen Halle der Billstedter St. Paulus-Schule hängt, ist es schon. Es besteht aus den Resten vieler kleiner Kreuze.
„Wir haben natürlich in jedem unserer Klassenräum ein Kreuz hängen. Das heißt: 72 gleichartige Kreuze. Nur unser größter Raum in der Schule, der hatte bisher noch keins.“
Rainer Busenbender, Schulleiter der Katholischen Schule St. Paulus am Öjendorfer Weg, steht vor einer Wandfläche, wo ein weißes Tuch ein großes Gebilde verhüllt. Die Augen von 650 Schülern sind darauf gerichtet.
Alle haben sich in der großen Pausenhalle versammelt. Gleich sollen Schüler das Tuch herunterziehen. Man wird ein Kunstwerk sehen. 313 Holzstücke bilden dieses Kreuz, in dessen Mitte der gekreuzigte Christus zu sehen ist. Erst auf den zweiten Blick ist er zu erkennen. Und: Es ist ein Geschenk von Generation zu Generation.
Bevor die Schülersprecher Larissa und Sergio aus dem zehnten Jahrgang das hölzerne Werk enthüllen, richteten sich alle 1300 Augen auf Hans Kirschke. Kirschke ist 86 Jahre alt, gelernter Tischler und lebt neun Kilometer entfernt von Billstedt im Farmsener Malteserstift St. Elisabeth.
Er muss seine Hände zeigen. Denn diese kraftvollen Hände haben das Kreuz gezimmert, zusammen mit den Händen von zehn anderen Männern, die in der Holzwerkstatt im Keller des Seniorenstifts Holzarbeiten fertigen. Auch die 72 Kreuze in den Klassenzimmern der Grund- und Stadtteilschule sind dort entstanden.
Ein großes Kreuz für die Mitte der Schule? Wie sollte das aussehen? Einfach ein größeres Brett aussägen und hinhängen? Dem Chef der Holzwerkstatt fiel etwas Besseres ein.
Diakon Werner Heitmann, ebenfalls gelernter Tischler, hat die Holzwerkstatt im Pflegeheim eingerichtet. „Wir hatten doch noch die Holzreste von unseren Kreuzen. Die haben wir nicht weggeworfen“, erzählt Heitmann. Er und seine Männer nahmen den Abfall ihrer Kreuzproduktion, die Reste der Holzleisten, schnitten sie in gleich große Teile und fügten sie zu einer großen Kreuzskulptur zusammen.
Diakon Werner Heitmann, ebenfalls gelernter Tischler, hat die Holzwerkstatt im Pflegeheim eingerichtet. „Wir hatten doch noch die Holzreste von unseren Kreuzen. Die haben wir nicht weggeworfen“, erzählt Heitmann.
Er und seine Männer nahmen den Abfall ihrer Kreuzproduktion, die Reste der Holzleisten, schnitten sie in gleich große Teile und fügten sie zu einer großen Kreuzskulptur zusammen.
Lange hat es gedauert, bis alles stimmte: der richtige Abstand der Holzstückchen, die gelegt das Kreuz bilden und gestellt den angedeuteten Körper des Gekreuzigten.
Werner Heitmann, jetzt nicht in Arbeitskleidung sondern im Gewand eines Diakons, nimmt die Segnung des Kreuzes in einem Segnungsgottesdienst in der großen Halle selbst vor.
Und der Platz ist ideal, denn jeder Schüler kommt dort ganz automatisch mehrmals am Tag vorbei. Unter dem Kreuz liegt die aufgeschlagene Heilige Schrift.
Ein großes Geschenk sei diese neue Mitte der Schule, betont Schulleiter Rainer Busenbender. Die Skulptur fasse vieles zusammen – Geschichte, Glaube, Zukunft. Gemacht haben sie Menschen, die den größten Teil ihres Lebens hinter sich haben – für solche, die es noch vor sich haben.
In den Fürbitten der Segnungsfeier beten die Schüler daher nicht nur für ihre Schule und das tägliche Miteinander, sondern auch für die Bewohner des Seniorenstifts, die ihnen mit ihren Händen und ihrem handwerklichen Können die neue Mitte in der Schule geschenkt haben.