Grundschüler erlesen St. Marien-Dom
Im Rahmen des inzwischen international bekannten Leseförderprogrammes „Büchertürme“ haben sich Hamburger Vor- und Grundschulkinder im vergangenen halben Jahr auf die beiden jeweils 61 Meter hohen Türme des St. Marien-Domes „gelesen“.
Summiert man die Rückenstärken der Bücher, so haben die jungen Leser insgesamt etwa 12.200 Werke verschlungen. Hamburgs Erzbischof Stefan Heße und Kinderbuchautorin Ursel Scheffler, Initiatorin des Leseförderprogramms, begrüßten bei der großen Abschlussfeier am Donnerstag, 8. Juni, im Dom mehr als 300 lesefreudige Kinder. „Lasst mich nicht im Stich – das hatte ich Euch vor sechs Monaten als neuer Schirmherr gebeten. Und Ihr habt tatsächlich alles gegeben und Euch auf die Türme des St. Marien-Doms gelesen. Das ist eine klasse Leistung“, dankte Heße den jungen Lesern. Der Oberhirte ermunterte zugleich: „Lest weiter, eröffnet Euch auch zukünftig neue Welten und begegnet Menschen unterschiedlichster Kulturen mit Respekt und Interesse.“
Nach den Türmen der Hamburger Hauptkirchen St. Michaelis, St. Petri, St. Katharinen, St. Nikolai und St. Jacobi, des Rathauses sowie der beiden Minarette der Blauen Moschee starteten im November 2016 66 Hamburger Vor- und Grundschulklassen mit 1.650 Kindern in die inzwischen achte Lese-Etappe, darunter 18 Klassen aus katholischen Grundschulen. Die Idee der Initiative, die die Hamburger Kinderbuchautorin Ursel Scheffler bereits im Jahre 2011 nach dem „Pisa-Schock“ in die Tat umsetzte und die Kinder zum Lesen anspornen soll, ist recht sportlich: Jungen und Mädchen lesen in einer begrenzten Zeit so viele Bücher, dass der gemeinsame Bücherstapel die Spitze eines lokalen Turmes erreicht. Monatliche Auszeichnungen spornen die Gruppen des Weiteren zu immer neuen Leseleistungen an. „Seit 2011 haben die Kinder annähernd eine halbe Million Bücher gelesen“, erklärt Scheffler voller Stolz.
Inzwischen wachsen die Büchertürme auch in vielen anderen Städten und Gemeinden in Deutschland und im europäischen Ausland. Neben Luxemburg, Polen und Österreich sind derzeit erstmals spanische Grundschüler dabei, sich in Barcelona auf die Sagrada Familia zu lesen. Prominente Schirmherren wie Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und demnächst Bundeskanzlerin Angela Merkel in Stralsund unterstreichen durch ihr perönliches Engagement die besondere Bedeutung der Leseförderung in jungen Jahren. „Weniger Daumenakrobatik auf dem Handy, mehr Gehirnjogging beim Lesen“, das sei das Ziel der Aktion, so Kinderbuchautorin Ursel Scheffler.
Und den nächsten prominenten Mitstreiter hat die engagierte Hanseatin bereits gewonnen: Mit dem Elbphilharmonie-Generalintendanten Christoph Lieben-Seutter hat einer der derzeit wohl bekanntesten Kulturschaffenden in Hamburg das „Lese-Staffelholz“ aus den Händen von Erzbischof Stefan Heße übernommen. „Die Initiative Büchertürme unterstütze ich als Leseratte und Vater von drei lesefreudigen Töchtern aus ganzem Herzen. Jedes gute Buch öffnet eine Tür in eine neue Welt. Dass das Lesen darüber hinaus das Sprach- und das Ausdrucksvermögen junger Menschen fördert, ist ein höchst willkommener Kollateralnutzen. Am wichtigsten aber ist mir der immense Freiraum schöpferischer Phantasie, den das Lesen den Kindern erschließ“, so der Intendant. Und dafür sorgt er in den kommenden Monaten als Schirmherr nun selbst.
Weitere Infos: www.büchertürme.de
Fotos (Romanus Fuhrmann):
- Aktiv für die Leseförderung: Erzbischof Stefan Heße, Kinderbuchautorin Ursel Scheffler, Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter mit lesebegeisterten Kindern der Katholischen Schule Blankenese – Gregor (10) und Lena (9) – sowie der Katholischen Sophienschule – Pia (10) und Felix (9).
- Erzbischof Stefan Heße überreicht den „Schirmherr-Schirm“ der Aktion Büchertürme an den Intendanten der Elbphilharmonie, Dr. Christoph Lieben-Seutter.