Schulschließungen: Klarstellung des Erzbistums Hamburg
Das Erzbistum Hamburg reagiert mit einer Klarstellung auf Vorwürfe, die im Rahmen des Erneuerungsprozesses beschlossenen Schulschließungen entbehrten einer fundierten Analyse und seien ohne rechtzeitige Information der Schulbehörde erfolgt.
„Wir weisen diese Vorwürfe entschieden zurück. Die Entscheidung, tiefgreifende Einschnitte im Katholischen Schulsystem vorzunehmen, basiert auf intensiven, äußerst differenzierten Analysen zur wirtschaftlichen Gesamtlage und zu jedem einzelnen Schulstandort“, erklärt Generalvikar Ansgar Thim. „Seit Januar 2017 haben Spezialisten für die Analyse von Bestandsimmobilien, für die Sanierung und Projektentwicklung sowie Architekten, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater unser Erzbistum und das Schulsystem regelrecht auf den Kopf gestellt, um verlässliche Daten zu erhalten“ so Thim. Interne Analysen seien durch externe Gutachten erweitert oder gegengeprüft worden. Es entbehre jeglicher Grundlage, die berechneten Investitionskosten an den Standorten in Frage zu stellen. „Ein Vergleich unserer geplanten Investitionszahlen pro Schüler mit den Investitionszahlen der Schulbehörde zeigt doch deutlich: Wir liegen hier mit durchschnittlich 12.000 Euro pro Schüler genau in dem Rahmen, den auch die Stadt für ihre Investitionen in ihre Schulen ansetzt“, so Thim.
Klartext spricht Generalvikar Thim auch zur Information der Hamburger Schulbehörde. Ein erstes Gespräch mit Senator Ties Rabe, in dem grundlegende Aspekte des Erneuerungsprozesses sowie Restrukturierungsüberlegungen erörtert wurden, habe am 5. Dezember 2016 in der Schulbehörde stattgefunden. „Der Leiter der Abteilung Schule und Hochschule im Erzbistum Hamburg, Dr. Christopher Haep, ist zudem bereits seit Juli 2017 im Gespräch mit Spitzenbeamten der Schulbehörde. Die Aussage von Senator Rabe, die Schulbehörde sei erst kurz vor der Veröffentlichung der Entscheidung über die Schließungspläne informiert worden, ist nicht korrekt.“ In einem ausführlichen Gespräch am 26. Juli vergangenen Jahres in den Räumen der Schulabteilung sei der Leiter des Amtes für Bildung, Thorsten Altenburg-Hack, über mögliche Standortszenarien informiert worden. Einzelne Schulstandorte seien sogar namentlich genannt und konkrete Einschnitte in den Bezirken Harburg und Altona gemeinsam erörtert worden. Der Leiter des Amtes für Bildung habe bei diesem Gespräch auf mögliche Kooperationen mit Schulbau Hamburg verwiesen. „Das am 16. Januar diesen Jahres erfolgte Treffen in der Schulbehörde mit Herrn AltenburgHack und dem stellvertretenden Leiter des Amtes für Verwaltung, Justiziar Andreas Gleim, diente dann der Mitteilung der gefassten Standortbeschlüsse des Erzbistums“, erläutert Generalvikar Ansgar Thim. Für April sei bereits die Fortsetzung der Gespräche vereinbart. „Um es klar zu sagen: Wir haben frühzeitig mit der Schulbehörde das Gespräch geführt und unsere Standortplanungen verdeutlicht. Ein Angebot zur Hilfestellung bei den Bauinvestitionen hat es seitens der Behörde – anders als den Medienberichten zu entnehmen – nicht gegeben“, erklärt Thim.
Auch zur Information der Eltern nimmt Thim Stellung: „Wir haben großes Verständnis für die Sorgen und Nöte, die sich bei den Schülern und Eltern aus unseren Beschlüssen ergeben. Deswegen hat der Abteilungsleiter Schule und Hochschule seit Januar 2017 alle sechs Wochen an den Sitzungen der Gesamtelternvertretung sowie an den Treffen des Sprecherteams teilgenommen, um sie im persönlichen Gespräch auf den jeweils aktuellen Stand der Überlegungen und der weiteren Schritte des Erneuerungsprozesses zu bringen.“
Klares Ziel sei es gewesen, diesen Informations- und Beratungsprozess bis Ende März 2018 fortzuführen und die Eltern über die baulichen, wirtschaftlichen und systemischen
Einschätzungen zu den Standorten eingehend zu informieren. „Aufgrund der in der zweiten Januarwoche vom Erzbistum Hamburg beschlossenen Sofortmaßnahmen, die sich aus der finanziellen Dringlichkeit ergaben, konnten wir diesen Prozess so nicht aufrechterhalten. Das tut uns leid. Aber aufgrund der Gesamtsituation war dieser Schritt unumgänglich“, erklärt Thim. Doch auch die weitere Einbindung der Elternvertreter hätte letztlich an den sich aus der dramatischen wirtschaftlichen Lage ergebenden Maßnahmen an den Standorten nichts verändert. „Wir wissen, dass wir den Eltern und Schülern sehr viel zumuten. Aber nur, wenn wir jetzt unsere Hausaufgaben wirklich machen, werden wir überhaupt katholische Schulen in unserer Stadt erhalten können“, verdeutlicht der Generalvikar, „Wir schließen acht Schulen, um 13 Schulen erhalten und weiterentwickeln zu können“.
Um die Hintergründe dieser Entscheidung zu erläutern und sich den Fragen sowohl der Lehrerinnen und Lehrer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch der Eltern zu stellen, gehe er gemeinsam mit dem Abteilungsleiter für Schule und Hochschule Dr. Haep sowie weiteren Mitarbeitern des Erzbistums derzeit zu mehrstündigen Informationsveranstaltungen in die acht von der Schließung betroffenen Schulen.
Thim verweist zudem auf die frühzeitige Information der Bezirksvorsteher sowie bildungspolitischen Sprechern der Parteien zum Erneuerungsprozess des Erzbistums sowie zu den Planungen für das katholische Schulsystem. „Auch hier haben wir frühzeitig das Gespräch gesucht, um Standortszenarien zu erläutern und Kooperationsmöglichkeiten zu prüfen“, so Thim. Das Treffen mit sieben Bezirksamtsleitungen sei am 5. Oktober 2017 ebenfalls in den Räumen der Schulabteilung erfolgt.
Auch die Tatsache, dass die Schulkonferenzen erst nach der Verkündung der Entscheidung zur Schulschließung stattfinden, hält Thim für juristisch vertretbar. „Die Schulkonferenzen der betreffenden Schulen finden in diesen Tagen statt“, so der Generalvikar. Vor dem Hintergrund der schwerwiegenden Konsequenzen für das gesamte Erzbistum halte das Erzbistum den eingeschlagenen Weg und den gewählten zeitlichen Ablauf für richtig. „Hätten wir diese Entscheidung jetzt nicht getroffen, hätten wir vor dem Hintergrund der weiteren Erhöhung unseres bilanziellen Defizits alle 21 Schulen in ihrer Existenz gefährdet“.
Thim kündigt zudem an, dass er weitere entscheidende Veränderungen auch im Generalvikariat vornehmen wird, um der aktuellen finanziellen Notlage entgegenzuwirken. Unter anderem wird er zum 1. Februar 2018 eigens eine Stabsabteilung Interne Revision und Aufsichtswesen einrichten, um die strategischen Entwicklungen im Finanzbereich zügig voranbringen zu können. Das Erzbistum verstärke sich weiterhin durch externen Sachverstand für einen befristeten Zeitraum in den Bereichen Finanzen und Controlling und sorge durch eine Neuordnung anderer zentraler Bereiche für noch mehr Effizienz innerhalb der Verwaltung.