Studientag Religionssensible Erziehung mit Prof. Martin Lechner

Mehr als 40 Pädagogen, Erzieher und Beauftragte für die Schulpastoral nutzten am Dienstag, 10. Oktober, den Studientag Religionssensible Erziehung, um neue Impulse für die tägliche Bildungsarbeit in Kindertageseinrichtungen und Schulen zu erhalten. Als Referent skizzierte der bundesweit bekannte Theologe und Sozialpädagoge Professor Dr. Martin Lechner nicht nur eindrucksvoll die Herausforderungen religiöser Bildung in pluralistischer Gesellschaft. Er verdeutlichte den Teilnehmern zugleich konkrete Handlungsmöglichkeiten. Ausgangspunkt der Überlegungen des langjährigen Leiters des Jugendpastoralinstituts Don Bosco war die Not vieler Pädagogen und Erzieher, in einer von unterschiedlichsten Interessen, Weltanschauungen und Lebensentwürfen geprägten Gesellschaft den Auftrag religiöser Erziehung und Bildung zu erfüllen. „Im Fokus steht heute doch oft weniger die Religion der Kinder und Jugendlichen, der es gerecht zu werden gilt, als vielmehr die Religion der kirchlichen Institution, für die zu werben ist“, so Lechner. Diese Spannung verunsichere Mitarbeiter, die dem Dienstauftrag zur religiösen Erziehung irgendwie gerecht werden wollen – ohne jedoch die für die Erziehung nötige persönliche Authentizität und Leidenschaft einbringen zu können. „Es geht um eine neue Handlungstheorie, die einladend ist und nicht beim Interesse der Kirche ansetzt, sondern eben beim jungen Menschen und seiner Religiosität“, forderte der Theologe. Die religionssensible Erziehung gehe von der Tatsache aus, dass in jedem Menschen eine Empfindungsfähigkeit für Religion grundgelegt sei. Und genau diese müsse für die „religiöse Grundalphabetisierung“ genutzt werden, so Lechner.

Anhand verschiedener Workshops erhielten die Teilnehmer konkrete Einblicke in Kompetenzen und Handlungsansätze, um religionssensibel auf Kinder und Jugendliche eingehen zu können. So riet Lechner zur Identifizierung vorhandener religiöser Spuren in den Lebensgeschichten junger Menschen, zur stärkeren Einbeziehung biografischer Stationen und öffentlicher Ereignisse sowie zur umfassenden Vernetzung mit geeigneten sozialen, kulturellen und religiösen Institutionen. „Dieser Ansatz religiösen Lernens kann die Antwort auf die Herausforderung sein, mit denen Religionslehrer an den Schulen und Erzieher in den Kindertagesstätten konfrontiert werden, wenn sie mit religiös unterschiedlich sozialisierten Kindern und Jugendlichen arbeiten“, ist Lechner überzeugt. Glaube sei nicht machbar, aber anregbar.

Der Studientag war eine Kooperationsveranstaltung der Referate Schulprofil, Religionspädagogik in Schulen sowie Religionspädagogik in Kindertageseinrichtungen der Abteilung Schule und Hochschule des Erzbistums Hamburg. „Martin Lechner ist ein Mann mit einer hohen Sensibilität für Trends und Perspektiven. Sein Ansatz der religionssensiblen Erziehung ist etwas für uns hier im Norden“, freute sich Friederike Mizdalski, Leiterin des Referates für Religionspädagogik an Schulen, über den Erfolg des Studientages. Ausgehend von den Überlegungen könnten nun Konsequenzen für Religionsunterricht, Schulpastoral oder Kindertageseinrichtungen bedacht werden.

 

Bild, v.l.n.r.:
Impulsgeber und Organisatoren des Studientages Religionssensible Erziehung: Dr. Claudia Kolf-van Melis (Referat Religionspädagogik in Kindertageseinrichtungen), Jens Ehebrecht-Zumsande (Strategiebereich Missionarische Kirche), Dr. Judith Weber (Seelsorgeamt Freiburg), Nathalie Dickscheid (Uni Hamburg), Friederike Mizdalski (Referat Religionspädagogik an Schulen), Prof. Dr. Martin Lechner, Barbara Viehoff (Referat Schulprofil), Sylke Kösterke (Das Rauhe Haus Hamburg).