U16-Wahl: SPD klar vorn, AfD und FDP fliegen aus der Bürgerschaft

U16-Wahl: SPD klar vorn, AfD und FDP fliegen aus der Bürgerschaft

559 Schüler aus Harburg, Wilhelmsburg und Billstedt nutzen Wahllokale in katholischen Schulen

„Hast Du Deine Wahlbenachrichtigungskarte und den Ausweis dabei?“, fragt Lehrerin Aninia Frahm – und erntet dafür einen überraschten Blick des Siebtklässlers Tyler, der sich gemeinsam mit seinen Mitschülern auf den Weg in das Wahllokal der Katholischen Bonifatiusschule in Wilhelmsburg gemacht hat. Beides hat der Teenager bei diesem „Wahl-Spiel“ natürlich nicht dabei. „Na, zum Glück kenne ich Dich ja und Du stehst auf meiner Liste“, antwortet die Pädagogin mit einem Augenzwinkern. Sie überreicht dem Zwölfjährigen die Unterlagen zur U16-Abstimmung: einen Stimmzettel für die Hamburger Landesliste und einen für den Wahlkreis. Tyler verschwindet in einer der beiden aufgestellten Wahlkabinen und macht seine Kreuze.

Zehn Tage vor der Wahl des Landesparlaments in der Hansestadt (23. Februar 2020) rief der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren an der Katholischen Bonifatiusschule in Wilhelmsburg, der Katholischen Schule Harburg, dem benachbarten Niels-Stensen-Gymnasium sowie der Katholischen Schule St. Paulus in Billstedt zur Wahl auf. Eine weitere Abstimmung findet heute an der Sophie-Barat-Schule statt.

Und das Ergebnis der bereits erfolgten vier Standort-Wahlen ist eindeutig: Klarer Sieger der U16-Wahl ist der amtierende Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, dessen Hamburger SPD 28,0 % der Stimmen erringt. Als zweitstärkste Kraft folgen die Grünen mit Spitzenkandidatin Katharina Fegebank (17,3 %). Die CDU mit Bürgermeisterkandidat Marcus Weinberg erhält 14,9 %, die LINKE 8,1 %. Überraschend schafft die Tierschutzpartei mit 5,7 % aller abgegebenen Stimmen den Einzug in die „Hamburger U16-Bürgerschaft“, während die AfD mit 4,9 % und die FDP mit 4,2 % an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.

Insgesamt nahmen 559 Stadtteilschüler und Gymnasiasten unter 16 Jahren an der Abstimmung teil. Lehrerin Aninia Frahm hatte sich mit ihren Wilhelmsburger Siebtklässlern bestens vorbereitet. Eine Rathausführung, der Besuch des Plenarsaals und umfassende Informationen über die zur Wahl stehenden Parteien waren die eine Seite der Medaille. Die andere Seite war die Gestaltung eigener Wahlplakate mit Themen, die in knappen werbewirksamen Slogans mündeten. „Ich finde das interessant, wie das so im echten Leben läuft, also wenn man älter ist und tatsächlich die Wahl hat“, meint Shanice, die den Tierschutz für ein wichtiges politisches Ziel hält.

Mitschülerin Leandra nickt zustimmend und ergänzt: „Ich denke, wir könnten die Umwelt noch besser schützen, die Kohlekraftwerke ersetzen gegen erneuerbare Energien. Das könnte den Klimawandel stoppen.“ Daniel spricht sich für eine Mietpreisbremse aus. Tyler sieht hingegen Handlungsbedarf beim Bau von Obdachlosenheimen, die auf leerstehenden städtischen Flächen entstehen könnten. „Dort sollte es auch warmes Essen und Kleidung für Bedürftige geben“, erläutert der Zwölfjährige seine Vorstellungen. Welcher Partei er die Umsetzung dieses Plans zutraut, das bleibt – wie im wahren Wahl-Leben – sein Geheimnis.

„Wir haben mit der U16-Wahl die Chance, den großen Abstand zur Politik, den viele Schüler haben, zu verringern. Es soll deutlich werden: Jeder kann sich aufstellen lassen und mitwirken. Das ist das Entscheidende“, erklärt Aninia Frahm. Und die Ernsthaftigkeit, mit der die Schüler der katholischen Schulen an der U16-Wahl teilgenommen haben, bestätigt die engagierte Pädagogin.

Zur U16-Bürgerschaftswahl hatte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) aufgerufen. „Wir wollten den unter 16-jährigen die Möglichkeit geben, sich intensiver mit der anstehenden Wahl auseinanderzusetzen – und zugleich der Öffentlichkeit vermitteln, wie die Bürgerschaft aussehen würde, wenn auch junge Menschen eine Stimme hätten“, erklärt der verantwortliche BDKJ-Diözesanreferent Oliver Trier.

Foto zur freien Verwendung: Christoph Schommer

Fragen zur U16-Bürgerschaftswahl in Hamburg richten Sie gern direkt an Oliver Trier, Diözesanreferent Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Diözesanverband Hamburg, Lange Reihe 2, 20099 Hamburg, Telefon 040 / 2272 16-32, Mail: oliver.trier@bdkj-hamburg.de