Überraschende Gottesbegegnungen im Schulalltag
„Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Gott“ – mit dieser Zusage starten die Schülerinnen und Schüler der traditionsreichen Sophie-Barat-Schule seit November jeden Tag neu in den Schultag. Die großen Worte an den Fenstern des lichtdurchfluteten Atriums begrüßen die Eintretenden zu den verschiedenen Tageszeiten mit ganz unterschiedlichen Gewichtungen: mal klar erkennbar, mal von Sonnenstrahlen durchdrungen, manchmal auch fast unsichtbar. „Eines aber verändert sich nicht: die Klarheit dieses Statements, die uns immer wieder neu zum Nachdenken einlädt“, erklärt Tomasz Lucas, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums an der Moorweide.
Das sichtbare Bibelwort im Eingangsbereich ist eines der Ergebnisse einer mehrwöchigen schulpastoralen Initiative, an der sich rund 900 Sophie-Schülerinnen und -Schüler vom fünften bis zum zwölften Jahrgang beteiligt haben. Ausgehend von der Frage „Wo findest Du Gott?“ machte sich die gesamte Schulgemeinschaft auf den Weg, persönliche Glaubens-Erfahrungen und Empfindungen zu sammeln und sie in Texten und Collagen auszudrücken. Eine Jury mit dem Diplom-Designer Andreas Kasparek wählte anschließend aus hunderten von Notizen und Zeichnungen exakt „100 Wege Gott zu finden“ aus. Die Idee der Aktion: die Orte der persönlichen Gottesbegegnungen – beim Blick in den Sternenhimmel, beim Tod der Tante, auf dem Fußballfeld – als sinngebende Impulse an den Wänden der Schule zu verewigen. Und das an durchaus überraschenden Stellen: auf Kniehöhe im Treppenhaus, neben der Türklinke im Fachklassentrakt oder hoch oben am Fassadenfenster. „Diese Impulse können Anstöße geben zum kurzen Innehalten“, meint Designer Andreas Kasparek, „Sie sind identitätsstiftend und zugleich identitätsausdrückend. Denn alles, was hier in wenigen Wochen entstanden ist, bildet genau diese Schule ab.“
Agnes Warchol, Beauftragte für Schulpastoral, kann inzwischen auf eine „sehr positive Resonanz“ aus der Schülerschaft zurückblicken. „Die sind wirklich begeistert“, so Warchol. Interessant sei in der Vorbereitung gewesen, dass Fünft- und Zwölftklässler durchaus gleiche Gedanken notiert hätten. „Da ist bei den Empfindungen trotz des Altersunterschiedes vieles gar nicht so viel anders“, erklärt die Schulseelsorgerin. Schul-Abteilungsleiter Dr. Christopher Haep freut sich über den Erfolg der Aktion, die eine klare Aussage beinhalte, „die man nicht einfach wegwischen“ könne. „Über unseren persönlichen Glaubens- und Gotteszugang zu sprechen, ist heute im öffentlichen Raum zunehmend verpönt. Deswegen freut mich diese Initiative ganz besonders – als impulsgebendes Angebot an alle Schülerinnen und Schüler, egal ob konfessionell gebunden oder nicht“, so Haep. Als Zuspruch für den Tag. Nicht als Verpflichtung.