Ukrainische Lehrerin unterrichtet an der Hochallee

„Sie hat sofort einen Draht zu den Kindern gefunden und unterstützt uns, wo es nur geht. Sie ist ein absoluter Glücksfall“, erklärt Ulrike Wiring.

Wenn die Leiterin der Katholischen Schule Hochallee auf Natalija Porosiuk zu sprechen kommt, macht sich pure Begeisterung breit. „Egal, was sie macht: Es tut anderen gut“, blickt Wiring auf die vergangenen Monate zurück. Ende März flüchtete die ausgebildete Englischlehrerin aus der Westukraine vor den Angriffen der russischen Armee nach Hamburg. Die 31jährige musste alles zurücklassen, was ihr Leben bis dahin ausmachte: ihre Heimat, ihre Eltern, ihren Freundeskreis und ihre Grundschulkinder. Natalija Porosiuk stand vor einem kompletten Neuanfang.

Am Hauptbahnhof angekommen, vermittelte ihr eine Hamburgerin eine vorrübergehende Unterkunft. Nur wenige Tage später erstellte die gebürtige Lembergerin (Lwiw) ihre Bewerbungsunterlagen: ein schlichtes Blatt Papier mit den wichtigsten Angaben zu ihren beruflichen Tätigkeiten als Lehrerin, mit einem Handyfoto im Selfie-Modus. Sie warf die Bewerbung in den Briefkasten der benachbarten Katholischen Schule Wandsbek. Der dortige Schulleiter scannte den Brief ein und sandte ihn direkt an Marion Karg, Leiterin der Schulaufsicht der katholischen Schulen in der Hansestadt. „Die Bewerbung hat uns direkt berührt, weil man sah, dass das Bild im Auto gemacht und persönliche Angaben sogar noch handschriftlich eingefügt wurden“, erinnert sich Karg. Und griff spontan zum Telefonhörer, um die Neu-Hamburgerin zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen. Denn der Mut von Natalija Porosiuk, ihr Engagement und ihre berufliche Erfahrung sprachen für sich. Und: die Bewerberin überzeugte.

Mit der Katholischen Schule Hochallee fand sich auch gleich ein idealer Ort für einen beruflichen Neubeginn. Für sechs Kinder aus der Ukraine, die in unterschiedlichen Klassenstufen am Unterricht teilnahmen, suchte Schulleiterin Ulrike Wiring eine engagierte Lehrerin und Begleiterin. „Ich erinnere noch den Blick des kleinen Mädchens in der Vorschule, als Natalija in den Raum kam. Sie hat sofort gespürt: Die kommt jetzt für mich“, so Wiring. Vom ersten Tag an knüpfte Porosiuk persönliche Beziehungen zu den aus der Ukraine geflüchteten Kindern und unterstützte sie, damit sie sich in der Schule und im Unterricht schnellstmöglich zurechtfinden konnten. Zugleich kümmerte sie sich um behördliche Notwendigkeiten. Und als ausgebildete Englischlehrerin erweiterte die engagierte 31jährige ihr Betätigungsfeld – und bot nur wenig später Englischunterricht für alle Grundschulkinder an. Und das kommt an.

„Sie ist einfach in allen Bereichen da, unterrichtet die Kinder, unterstützt die Kolleginnen und Kollegen, hilft den ukrainischen Jungen und Mädchen und hält Kontakt zu den Eltern. Natalija hat alle im Blick. Sie ist wirklich ein Segen“, freut sich Schulleiterin Ulrike Wiring über Porosiuks Neustart an der Hochallee – und ergänzt: „Möge der Krieg schnellstmöglich enden – und Natalija bleiben“.